Die Gründung des Reuschenberger Bürger-Schützen-Verein

Der Siedlerbund war seit seiner Gründung und lange Zeit nach dem Krieg für Reuschenberg der Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens

und damit Motor, der alle Impulse gab für das Miteinander. Er zeichnete sich verantwortlich für Veranstaltungen, Geselligkeiten und Feste der unterschiedlichsten Art und förderte damit das Gemeinschaftsleben. So organisierte er 1948 das erste große Volksfest nach dem 2. Weltkrieg, ein Erntedankfest mit einem Erntedankzug als Höhepunkt. In diesem Zug zogen viele Fußgruppen in bunter Vielfalt. 

Mit und unter den Mitziehenden waren auch Schützen in Uniform oder Teilen davon, die Mitglieder im innerstädtischen Bürger-Schützen-Verein waren. Das lässt den Schluss zu, dass diese Teilnehmer den Anstoß gaben einen eigenen Schützenverein zu gründen. Dieser Gedanke fand vor allen Dingen bei der Jugend größeren Anklang, die ohnehin nicht mehr so großes Interesse daran hatte, was der Siedlerbund an Veranstaltungen anbot. 

In der Jahreshauptversammlung

des Siedlerbundes 1952

war es dann Willi Wirths, der offiziell den Antrag stellte einen Schützenverein ins Leben zu rufen und dabei nachhaltig von den Mitgliedern unterstützt wurde. Die Vorsitzenden Willi Hamacher und Anton Schur erhielten daraufhin den Auftrag, bei der Stadt Neuss erst einmal in Erfahrung zu bringen, wie die Einstellung der Stadt zur Gründung eines eigenen Schützenvereins ist. Nicht wenig verblüfft waren sie, dass man dem Ansinnen sehr positiv gegenüberstand. Kurze Zeit später fand dann im Bootshaus von Grimlinghausen ein Gespräch statt, an dem von Seiten der Stadt Neuss der damalige Oberbürgermeister Alfons Frings, der Beigeordnete Harry Arns und der Präsident des NBSV Albert Vellen und von Reuschenberg die Herren Willi Hamacher, Anton Schur und August Kluth teilnahmen. Als Ergebnis aus diesem Gespräch konnten die Reuschenberger Vertreter mitnehmen, dass ihnen von städtischer Seite bei der Vereinsgründung, als auch in finanzieller Hinsicht geholfen werde. Beim Sommerfest des Siedlerbundes 1952 machte Willi Hamacher den Reuschenbergern bekannt, dass man einen Schützenverein gründen werde. Einzelheiten dazu teilte er in einem Rundschreiben allen Haushaltungen mit.    

Am 13. September 1952 fand in der Gaststätte „Speck“, dem späteren „Haus Reuschenberg“, die Gründungsversammlung statt, an der auch der Neusser Präsident Albert Vellen teilnahm. In dieser Versammlung wurden dann als erstes die Rechtsform und Namensgebung festgelegt und beschlossen. Gemäß dem Vorbild des innerstädtischen Schützenvereins sollte es ein „Bürger-Schützen-Verein“ sein, in dem jeder unbescholtene Bürger, ohne Unterschied des Standes, Berufes oder Religion Aufnahme finden konnte. Gleichwohl sollten die christlichen und ethischen, als auch moralischen Grundsätze, wie sie in Bruderschaften Grundvoraussetzung sind, Beachtung finden und gepflegt werden. 

Für die Organisation und Durchführung des Schützenfestes, als auch die verantwortliche Führung des Vereins, wurde ein Komitee gewählt, mit einem Präsidenten an der Spitze. Das war August Kluth und sein Vertreter wurde Dr. med. Karl Orth. Als Korps meldeten sich in dieser Versammlung Sappeure, Grenadiere, Jäger und Artillerie an. Die Scheibenschützen gründeten einen eigenen Verein, schlossen sich aber dem Bürger-Schützen-Verein an. Als Termin für das jährlich stattfindende Schützenfest legte man das zweite Wochenende im Juli fest. 

Nach dieser Gründungsversammlung machten sich Komitee und alle neuen Korps daran Aufgaben, die zur Vorbereitung für das erste Schützenfest notwendig waren, in Angriff zu nehmen. Zunächst wurde eine Satzung erstellt, in der die Regeln des Vereins festgelegt wurden, die dann nach Zustimmung durch alle Mitglieder dem Amtsgericht zur Eintragung in das Vereinsregister weiter gereicht wurde. 

Am 18. Oktober 1952 fand in der Gaststätte „Bierbaum“ auf der Veilchenstraße die Gründungsversammlung zu einem Edelknabenkorps statt, das dann auch gleich zur Aufnahme in den Schützenverein an das Komitee weiter gereicht wurde.

Am 15. November 1952 fand im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des „Haus Reuschenberg“ die erste Generalversammlung mit Oberstehrenabend statt, in der Willi Etz zum ersten Regimentsoberst gewählt wurde, der dann Jakob Wansart zu seinem Adjutanten ernannte. Außerdem wurden die Korpsführungen an diesem Abend gewählt.

 

Im Mittelpunkt eines Schützenfestes steht der Schützenkönig, nur den gab es noch nicht und sollte am 21. Juni 1953 ermittelt werden. Obwohl bekannt war, dass dieser Schützenkönig nur eine kurze Regierungszeit hatte und auch nicht gekrönt würde, meldeten sich 31 Bewerber für dieses hohe Amt. In Ermangelung eines Schießstandes fand das Schießen in den Räumlichkeiten des „Haus Reuschenberg“ statt, wo auf Ringscheiben und nicht auf einen Holzvogel geschossen wurde. Nach spannendem Kampf blieben Franz Preußig und Hans Ruprecht im Kampf um die hohe Würde über und bei einem Stechen entschied Franz Preußig das Schießen für sich und ging damit als erster Reuschenberger Schützenkönig in die Schützengeschichte ein.

Das erste Schützenfest fand vom 11. bis 14. Juli 1953 statt und zog viele Schaulustige aus der Innenstadt an, die in einer wahren Völkerwanderung in überfüllten Obussen, die zu dieser Zeit noch fuhren, nach Reuschenberg eilten. Auch etliche Persönlichkeiten ehrten den Schützenverein mit ihrem Besuch. Der damalige Oberbürgermeister Alfons Frings sagte in seiner Festansprache, dass er mit besonderer Freude die Festparade und den Umzug erlebt habe und dass die Reuschenberger Schützen in ihrem Auftreten, Exaktheit, Sauberkeit und Schönheit den innerstädtischen Schützen in nichts nachstehen würden. Es wurden frohe und schöne Festtage für das junge Regiment, die mit der Krönung von Adam Klapdor als neuen Schützenkönig endeten, der damit die Nachfolge von Franz Preußig antrat.

Der Auftakt der Vereinsgeschichte war mehr als gelungen und schon bald kamen neue Korps dazu. Das St. Hubertuskorps sollte laut Beschluss schon 1953 als Schützenlustkorps am Schützenfest teilnehmen. Dieser Beschluss wurde jedoch gekippt, weil sich die Mitglieder an den weißen Hosen störten und so kam das Korps erst zu Ostern 1954 zustande, dann aber als St. Hubertuskorps und konnte daher auch erst 1954 am Schützenfest teilnehmen.

Ein Schützenlustkorps gründete sich am 19. Mai 1961 in der Gaststätte „Hamacher“. Ein Zug, der bis dahin als Jägerzug unter dem Namen „Wilddiebe“ bestand, meldete sich als Mitglied an. Da die Zeit bis zum nächsten Schützenfest nur noch kurz war, bemühte sich die Korpsführung nicht um weitere Züge und so nahmen die „ Wilddiebe“ 1961 als einziger Zug dieses neuen Korps am Schützenfest teil. Nach dem Schützenfest wuchs dann das Korps um weitere Schützenfreunde. 

Erwin Surey ging in seinem Königsjahr 1965 das Vorhaben an, ein weiteres Korps aus der Taufe zu heben und gründete in seinem Haus ein Gildekorps. Im ersten Jahr des Bestehens zogen dann im Schützenregiment 10 Gildemarschierer mit. 

Viele Jahre hatte das Reuschenberger Schützenregiment kein Reiterkorps und es war nicht nachzuvollziehen, warum das so war. Im Spätsommer des Jahres 1999 hatten die Freunde Wilfred Odenthal und Olaf Vogt die Idee, ein Reiterkorps in die Tat umzusetzen. Am 14. September 1999 fand eine Gründungsversammlung statt und im Jahre 2000 nahm dieses neue Korps am Schützenfest zum ersten Mal am Schützenfest teil.

1955 gründete sich ein Fanfarenkorps, das schon bald von sich reden machte, weil es etliche nationale und internationale Erfolge bei Wettbewerben und Auftritten hatte. Auch die Stadt Neuss wurde auf dieses Korps aufmerksam und erkannte in ihm eine größere Werbewirksamkeit für die Stadt. Aus Anlass der 500-jährigen Wiederkehr der Belagerung der Stadt Neuss durch Karl den Kühnen von Burgund haben sich der damalige Bundestagsabgeordnete H.G. Hüsch und der Stadtdirektor Willi Kons dafür eingesetzt, dass diesem Korps der Ehrentitel „Ratsbläser“ verliehen wurde. Heute tritt dieses Korps unter diesem Namen als Blaskapelle auf.

Ein weiteres Fanfarenkorps gründete sich 1977 unter dem Namen „Regimentsbläser“, das inzwischen ebenfalls etliche musikalische Titel und Erfolge vorweisen kann.

In den Anfangsjahren hatte sich auch ein Tambourkorps gegründet, aber schon bald wieder aufgelöst. Erst 1982 gab es eine Neugründung unter dem Namen „Tambourkorps Reuschenberg“, das bis heute in Reuschenberg und vielen anderen Schützenvereinen auftritt und damit den Namen „Reuschenberg“ über die Ortsgrenze vertritt.

Der Bürger-Schützen-Verein kann nunmehr auf eine 68-jährige Geschichte zurückblicken und darf stolz darauf sein, dass seine Schützenfeste weit über die Grenzen von Reuschenberg bekannt geworden sind und hohe Anerkennung finden.

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